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Die AG Rosa Winkel


Seit 1997 fördert und realisiert der Kulturring in Berlin e.V. wissenschaftliche Projekte zur Erkundung der Schicksale homosexueller Männer, seit kurzem auch zur Situation und den Schicksalen lesbischer Frauen in der NS-Zeit und im Nachkriegsberlin. Schwerpunkte sind die Strafverfolgung durch die NS-Justiz, die aufgrund der NS-Sondergesetzgebung gegen Homosexuelle viele Betroffene ins Gefängnis, ins Zuchthaus, in die Strafgefangenenlager mit verschärftem Vollzug (Moorlager) und in die KZs brachte, und die Auswirkung der Justizverfolgung auf das Leben der Betroffenen bis in die Nachkriegszeit. Weiterhin umfassen die Forschungen die menschenverachtende Unterdrückung der Betroffenen sowie damit einhergehende Einschränkungen in ihrem täglichen Leben, die mitunter weit über die Strafverfolgung hinaus reichende Wirkungen hatten.
Die 2001 gegründete AG Rosa Winkel im Kulturring in Berlin e.V. ist eine ehrenamtliche Initiative von Forscherinnen und Forschern, die die bisherigen Projekte des Kulturrings realisiert haben. Ihr Ziel ist, die Kontinuität der Forschung über die einzelnen Projekte hinaus sicherzustellen und sich mit anderen Forschergruppen zu vernetzen. Zu ihren regelmäßigen Treffen sind Interessenten herzlich willkommen. Kontakt

Die Forschungstätigkeit begann mit dem Studium des Aktenbestandes des Landgerichts Berlin 1933-45 im Landesarchiv Berlin. Es entstand eine Datenbank zu mehr als 3000 Verfahrensakten am Amts-, Schöffen- und Landgericht Berlin von 1933-1945. Sie ist Grundlage für Publikationen und die weitere Forschungsarbeit der AG Rosa Winkel.

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Andreas Pretzel und Gabriele Roßbach:
"Wegen der zu
erwartenden hohen Strafe ..."
Homosexuellen-
verfolgung in
Berlin 1933-1945

 

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Andreas Pretzel (Hg.):
"NS-Opfer unter
Vorbehalt."
Homosexuelle Männer
in Berlin nach 1945.

 

Anhand dieser Datenbank wurde ein elektronisches Findbuch erstellt, das 2002 dem Landesarchiv übergeben wurde. Die Ergebnisse der Recherchen dienten dazu, einen Aufsatzband zu erstellen: Andreas Pretzel und Gabriele Roßbach: "Wegen der zu erwartenden hohen Strafe ...". Homosexuellenverfolgung in Berlin 1933-1945. Die Aufsätze behandeln die Gesamtzeit der Strafverfolgung während der NS-Diktatur und liefern damit zum ersten Mal eine Studie, die auch auf die Verfolgung während der Kriegszeit eingeht.

Darüber hinaus wurde eine Ausstellung erarbeitet, die mit großem Erfolg im Museum Mitte von Berlin lief: "Ich ahne nun, daß die Luft ganz dick ist ..." Schicksale homosexueller Männer in Berlin-Mitte 1933-1945. Ihre Schirmherrschaft hatte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit. Auf Vorschlag der damaligen Justizsenatorin Karin Schubert wurde sie danach im Kriminalgericht Berlin-Moabit präsentiert.

Nach einer völligen Überarbeitung war die inzwischen auch erweiterte Ausstellung 2006 im Deutschen Bundestag und in der Akademie der Künste zu sehen, 2007 im Potsdamer Landtag, später u. a. auch in Stuttgart, Dortmund, Leipzig sowie an mehreren Orten in Berlin.

Im Laufe der Jahre wurden in verschiedenen Projekten und in ehrenamtlicher Arbeit weitere Ergänzungen zur Ausstellung und Begleitmappen erarbeitet. Arbeiten zu Verfahren gegen Homosexuelle vor Berliner Sondergerichten konnten realisiert werden, Recherchen, auch zur Nachkriegszeit wurden durchgeführt. Einige Ergebnisse hiervon flossen in den von Andreas Pretzel herausgegebenen Band "NS-Opfer unter Vorbehalt" ein. Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft hatte für diese Publikation Mittel aus dem Nazi Persecutee Relief Fund erhalten.

Auf Anregung von Andreas Pretzel konnten für einige homosexuelle NS-Opfer Gedenksteine im Rahmen von Gunter Demnigs Aktion Stolpersteine verlegt werden.

Unsere Kooperationspartner sind:
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V.
Schwules Museum Berlin e.V.

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