Anna Christiansen-Clausen, geb. Shdankow

Gedenktafel Christiansen-Clausen, Foto: Frank Lonski
(geb. am 01.04.1899 in Nowosibirsk, gest. am 17.08.1978), Kurierin im Wiederstand gegen Hitler-Regime

EINE GEDENKTAFEL UND EIN STOLPERSTEIN

Wer in Friedrichshain, wo es so viele Frauen und Männer im Widerstand gegen das NS-Regime gegeben hat, nach einer Gedenktafel für eine Frau sucht, muss lange suchen.
Finden lässt sich in der Richard-Sorge-Str. 8, (bis 1969 Tilsiter Straße) eine Tafel für das Ehepaar Max und Anna Christiansen-Clausen, die dort als »antifaschistische Widerstandskämpfer« geehrt werden. Seit 1955 wohnte das Ehepaar in diesem Haus, unauffällige Nachbarn unter Nachbarn. Vorher hatten sie in Berlin-Köpenick gelebt. Und vor 1945?

Max Christiansen-Clausen (1899-1979) hatte sich 1927 der KPD angeschlossen und in der Sowjetunion als Handwerker gearbeitet. Der sowjetische Geheimdienst warb ihn 1928/29 an und bildete ihn zum Funker aus. Für seinen ersten Auftrag ging er nach Shanghai und arbeitete dort als Funker für Richard Sorge (1895-1944), ebenfalls deutscher Kommunist und »Meisterspion« der Sowjetunion. In Shanghai lernte sich das Paar kennen.
Die Witwe Anna Wallenius, geborene Shdankow, eine Russin, die durch Heirat die finnische Staatsbürgerschaft besaß, lebte schon einige Jahre in China. Als Ehefrau von Max Christiansen-Clausen wurde sie Kurierin der »Kundschaftergruppe« um Richard Sorge. 1935 zogen die beiden nach Tokio. Die in Japan tätige Sorge-Gruppe informierte die Sowjetunion unter anderem über den bevorstehenden Überfall der deutschen Wehrmacht. Anna Christiansen-Clausen brachte als Kurierin wichtige Filmrollen - am Körper versteckt - nach Shanghai. Am 18. Oktober 1941 wurde das Ehepaar zusammen mit Richard Sorge in Tokio verhaftet. Anna Christiansen-Clausen wurde 1943 zu sieben Jahren Haft verurteilt. (Ihr Ehemann erhielt eine lebenslange Haftstrafe, Richard Sorge wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet.)

1945 durch die US-amerikanischen Truppen befreit, gingen die Christiansen-Clausens nach Moskau und 1946 nach Berlin. Anna Christiansen-Clausen arbeitete für die Volkssolidarität. In der DDR galt sie als eine vorbildliche, »gute Spionin«, die mit der Tätigkeit für den sowjetischen Geheimdienst Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet hatte.

(verfaßt: G. Thomas)


Quellen
gekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014